Steine über’n Fischmarkt tragen

06.07.2019 23:30 Uhr, Tokyo – Japan

Um ein wenig der Großstadt zu entfliehen, begaben wir uns heute ins Herz eben dieser: zum Kaiserpalast. Genauer gesagt, besuchten wir den Ostgarten, welcher für Besucher frei zugänglich ist. Der eigentliche Garten um den Kaiserpalast ist nur zugänglich zum Geburstag des Tenno oder zu Neujahr.

Hier seht ihr das Haupttor Otemon, welches das moderne Tokyo vom alten Kaiserpalast trennt. Es sind gleichteitig die originalen Überreste der Edo-Burg, die ab dem 17. Jahrhundert den Tokugawa Shogunen als Residenz diente. Nachdem Kasier Meiji den Shogun entmachtete und auch die Kaiserstadt von Kyoto nach Edo verlegte, welches er in Tokyo umbenannte, wurde die Burg als Symbol für das Abschaffen des Samuraistandes abgerissen und auf dem Gelände der Kaiserpalast errichtet. Hinter den Mauern erwarten uns doch recht rigorose Taschenkontrollen und durch die dicken Mauern überraschend viel Ruhe.IMG_1770

Wie so viele Burgen dieser Zeit, wurde auch bei dem Anlegen der Edo-Burg und deren Gärten darauf geachtet, dass kaum ein direkter Weg zum Palast führt. So befindet sich hinter dem ersten Tor direkt im rechten Winkel ein zweites Tor. Durch den rechten Winkel wurde die Benutzung eines Rammbocks erschwert – außerdem befanden sich die Feinde zwischen beiden Toren auf offenem Feld für die verteidigenden Bogenschützen.IMG_1771

Für die Buchsbaumliebhaber unter uns: so kann ein Buchsbaum auch geschnitten werden. IMG_1776

Hier seht ihr eines der drei noch erhaltenen Wachhäuser des Palastes. Hier standen früher Samurai Wache. An diesem insbesondere hochrangige Samurai. Wurde ein Samurai zur Wache berufen, so war dies natürlich eine große Ehre, welche nicht ausgeschlagen werden konnte – gleichzeitig war es dem Samurai somit nicht mehr möglich gegen den Shogun zu intrigieren. IMG_1778

Was in einem jeden (japanischen) Garten nicht fehlen darf: das Teehaus.IMG_1792

Und hier natürlich der Blick auf die wunderschön angelegten Teiche mit vielen verschiedenen Koifischen!IMG_1798

Nach Besuch des Palastes zog es uns zum Mittagessen auf den Tsukiji Fischmarkt. Oder besser gesagt auf den Außenfischmarkt. Der eigentliche Fischmarkt ist 2018 umgezogen, der kleine Außenmarkt, bei dem auch Privatleute ihren Fisch erwerben können, ist allerdings geblieben.

So wäre es da zum Beispiel möglich gewesen Seeigel zu probieren. Ebenfalls zeigte sich an dem ein oder anderen Stand, dass Japan den kommerziellen Walfang wieder aufgenommen hatte, denn tatsächlich wurde auch Walfleisch angeboten.IMG_1809

Außerdem käuflich erwerbbar: Kugelfischflossen.IMG_1810

Aber nicht nur Fisch wurde feilgeboten. Auch Kunsthandwerk, Messer, Obst und Gemüse gab es. Wir nutzten die Gelegenheit und dürfen uns jetzt stolze Besitzer zweier Schleifsteine nennen. Im Nachhinein betrachtet war es nicht die beste Idee diese zu kaufen, bevor man fertig damit war über den Markt zu schlendern.

Wir entschieden uns, zum Mittagessen für ein Don – eine Schale mit Reis – mit drei verschiedenen Teilen Thunfisch. Wir können euch garantieren: das war köstlich!IMG_1812

Direkt neben dem Stand gab es den Kopf des Tieres zu betrachten und wer wollte, konnte sogar anfassen. Überraschenderweise haben Thunfische nämlich keine Schuppen.IMG_1813

Insgesamt hatte der Markt wirklich den Flair von viel besuchtem Martkplatz, wie man ihn in Deutschland kennt. Nur fischiger eben.IMG_1814

Getrocknete Sepien in Bündeln jemand?IMG_1820

Mit unserem schweren Einkauf im Gepäck ging es weiter am Tsukiji Hongan-ji vorbei. Der Hongan-ji ist ein buddhister Tempel, welcher von einem japanischen Professor anfang des 20. Jhrd. entworfen wurde. Deutlich zu sehen ist hierbei, dass sich der Mann mehr dem indischen Stil zuwandte, was das Gebäude in Tokyo so markant macht.IMG_1822

Schließlich ging unsere Fahrt weiter zur Ginza. Die Ginza ist DIE Einkaufsstraße der Stadt lässt sich wohl am ehesten mit dem Ku’damm vergleichen. Am Wochenende ist die Einkaufsmeile für Autos gesperrt und so lässt es sich besonders entspannt und mit, für Tokyoer Verhältnisse, viel Platz flanieren.IMG_1825

Zurück ins Hotel und endlich die Steine loswerden. Anschließend verschlug es uns noch einmal nach Shinjuku und Kabuki-Cho auf der Suche nach etwas Essbarem. Außerdem war es eine kleine Freude Godzilla wiederzusehen, welcher oben auf dem Dach eines Kinos auch weiterhin sein Unwesen trieb.

Uns verschlug es schließlich in eine eher traditionelle Sushi-Bar. Zusammen mit einer kleinen Flasche kühlem Sake genossen wir den sehr guten Fisch – begleitet vom herzhaften Gelächter des Kochs.