Mission abort

02.09.2022 Okayama

Am letzten Augusttag packten wir unsere Sachen und trafen uns mit Komilitonen von Tobi am Bahnhof. Mit Zug und Bus ging es etwa eine Stunde raus aus Okayama nach Ushimado und von dort aus weiter mit der Fähre auf eine nahe Insel namens Maejima. Nach weiteren guten 20 Minuten Fußmarsch erreichten wir unser Ziel: Einen kleinen Campingplatz am Meer.

Drückende Hitze und knallende Sonne sorgten dafür, dass als das Zelt endlich stand ein jeder durchgeschwitzt war. Es folgte ein Bad in dem sehr warmen Meer ehe uns die Realität einholte: Wir brauchten noch Abendessen. Also schnell umziehen und dann geht die Hälfte wieder zurück den ganzen Weg zur Fähre – denn auf der Insel gab es nichts großartiges zum Einkaufen (außer einer kleinen Hütte, in der man ein wenig Gemüse auf Vertrauensbasis erwerben konnte).

Diese kleine Krabbe war der Meinung uns, den Rückweg verspererren zu wollen.

Also mit der Fähre zurück nach Ushimado, dort schnell in den örtlichen Conveniencestore – denn etwas anderes hatte nicht mehr offen. Und schließlich mussten wir die nächste Fähre auf die Insel erwischen oder wir würden gestrandet sein.

Der Abendhimmel von Ushimado aus gesehen.

Zurück ging es dann in absoluter Finsternis zum Lager. Dies war – glaube ich – die einzige Situation, in der wir von Japanern angehalten wurden, lauter zu sein. Wir sollten uns laut den Ortsansässigen auf dem Rückweg zum Campingplatz möglichst laut und mit viel Licht unterhalten – denn auf der Insel sollte es nur so vor Wildschweinen wimmeln.

Die Jungs, welche das Zelt bewachten, hatten ein Lagerfeuer entzündet und es folgten unsere traurigen Versuche bei Feuerschein mit einem schlechten Grill und einem kleinen Gaskocher etwas zu Essen zuzubereiten (und irgendwer war auf die Idee gekommen, dass man doch vor dem Essen schonmal anstoßen könnte). Nachdem der schlimmste Hunger gestillt war wurde es Zeit fürs Bett.

Leider waren die Temperaturen nach wie vor sehr hoch und mit 5 Leuten in einem Zelt entwickelte sich das Ganze eher zu einem unfreiwilligen Saunabesuch, was dem Schlaf nicht unedingt dienlich war. Dies war der Punkt, wo wir uns entschieden nicht noch drei weitere Tage zu bleiben, sondern vorzeitig abzubrechen. Insbesondere, da die Temperaturen an diesem Tag einmal mehr stiegen und man die Wahl hatte zwischen Sonnenstich und Sonnenbrand oder Hitzschlag im Schatten des Vorzeltes.

Wir verließen also die Gruppe vorzeitig – allerdings nicht ohne gemeinsam vorher noch ein Frühstück beim örtlichen Bäcker abzuholen.

Die Bäckerei Obst in Ushimado.

Tobi und seine Komilitonen waren begeistert. Ein Bäcker mit einem deutschen Namen! Die wildesten Träume der Langzeitanwesenden wurden erfüllt: Roggenbrot und Brezeln – und zwar mit einer richtigen Kruste und eigenem Geschmack.

Als wir unser Frühstück vor dem Bäcker verspeisten, erschien eben jener aus dem Hinterzimmer und fragte, ob wir aus Deutschland kämen. Scheinbar hatten die Mitarbeiter dem Chef gesagt, dass wir gerade Brot gekauft haben und er musste natürlich fragen, wie wir sein Brot finden. Scheinbar war der Mann 2010 in Hamburg und hatte von dort ein paar Rezepte mitgebracht. Tobis Komilitone – welcher selbst in Deutschland gern sein eigenes Brot backte – verbrachte daraufhin die nächsten Minuten mit Fachsimpeleien über Brot verstrickt (was insofern lustig war, dass sich die beiden natürlich auf Japanisch unterhielten, aber zwischendrin immer wieder das Wort „Sauerteig“ fiel).

Wir verabschiedeten uns schließlich und fuhren zurück nach Okayama, wo uns die Ausläufer eines Taifuns erwarteten: Strömender Regen und Sturm. Unverzagt ging es durch den Regen zu einem Ramenladen und anschließend ließen wir den Tag bei einem Bier ausklingen.

Der nächste Tag begann mit Katastropheneinschätzung. Schließlich soll der Taifun uns hier noch ein wenig beschäftigen. Unverzagt (und mit Regenponchos ausgestattet) ging es zunächst frühstücken im Zentrum und anschließend schländerten wir die lokalen Einkaufsmeilen entlang. Das Wetter zeigte sich derweil wieder von seiner netten Seite, so dass wir es jetzt wagen, Wäsche nach draußen zum Trocknen zu hängen.

Eine der Einkaufsstraßen („Shoutengai“) Okayamas.

Jetzt genießen wir zwei der berühmten Okayama Pfirsiche und werden den Tag damit zubringen, zu entspannen und die nächsten Ausflüge zu planen.

Dieser „kleine“ Pfirsisch hat uns rund 3€ gekostet (was für Japan vergleichsweise günstig ist)